Mit Hauptschulabschluss in die Ausbildung
Was kann man tun, um Jugendlichen mit Hauptschulabschluss den Weg in die Zukunft zu bauen? Dieser Frage ist im Vorfeld der Bundestagswahl die Vodafone Stiftung in Kooperation mit der stiftung neue verantwortung nachgegangen. Ihr "policy paper" macht auf den "Talentpool" aufmerksam, "den Unternehmen in den vergangen Jahren oft übersehen haben: Jugendliche mit Hauptschulabschluss".Trotz sinkender Bewerberzahlen geht nach wie vor ein erheblicher Teil derjenigen, die die Schule mit einem Hauptschulabschluss verlassen haben, nicht in Ausbildung, sondern besucht zunächst eine Maßnahme. (Laut BIBB Übergangsstudie mündeten im Jahr 2011 fast 44 Prozent der Jugendlichen mit maximal einem Hauptschulabschluss erst einmal im Übergangsbereich.) Diese Umwege haben mit Chancengerechtigkeit wenig zu tun und schaden den Betroffenen, den Unternehmen und der Gesellschaft. Die Stiftungen befragten deshalb eine Reihe von Unternehmen, was sie schon tun und was sie brauchen, damit die Ausbildung junger Menschen mit Hauptschulabschluss gelingt. Aus den Untersuchungsergebnissen leitet das Papier Handlungsempfehlungen für Unternehmen und für die Politik bzw. Verbände ab. Beispiele guter Praxis machen anschaulich, wie die Empfehlungen sich umsetzen lassen.
Betriebe sollten - so die Vorschläge - im Vorfeld der Ausbildung stärker mit Schulen kooperieren, die Berufsorientierung aktiv mitgestalten und jungen Menschen Praxiserfahrungen ermöglichen. Praxiserfahrungen, z. B. im Rahmen einer Probearbeit, sollten auch bei der Personalauswahl eine größere Rolle spielen
Die Politik mahnt das Papier, die Rahmenbedingungen der Dualen Ausbildung an die Bedürfnisse junger Menschen anzupassen, schließlich habe die Duale Ausbildung sich in den letzten 50 Jahren kaum verändert. Die nächste Bundesregierung solle daher einen neuen Ausbildungspakt anstreben und vor allem fünf Aufgaben anfassen:
Die Schulen sollen mehr und früher Praxislernen anbieten und so Erfolgserlebnisse fördern. Die positiven Erfahrungen der Praxisklassen in einigen Ländern sollen ausgeweitet werden.
Die 345 Ausbildungsberufe sollen gebündelt und geclustert werden.
Die duale Ausbildung soll durch eine Flexibilisierung besser auf die Ausgangsbedingungen der Betriebe und die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen, z. B. durch mehr Teilzeitausbildung und die Förderung von Ausbildungsverbünden.
Die Berufsschule - das "Stiefkind der Bildungsdebatte" - müsse mehr Aufmerksamkeit bekommen. Um schulschwache Berufsschüler/innen tatsächlich individuell zu fördern, brauchen Lehrkräfte eine verbesserte Aus- und Weiterbildung und Berufsschulen eine bessere Ausstattung mit sozialpädagogischen Kräften.
Der Übergang Schule Beruf soll durch klare Zuständigkeiten geordnet werden. Die befragten Unternehmen wünschen sich eine Anlaufstelle unter einem Dach, eine Jugendberufsagentur.
Anhand einer Reihe von Beispielen Guter Praxis werden Betriebe vorgestellt, die schon jetzt eine Vorreiterrolle übernommen haben. Aussagen von Ausbildungsverantwortlichen - insbesondere aus Großbetrieben - belegen, dass eine gute Betreuung der Auszubildenden mehr Aufwand bedeutet, sich aber lohnt. Werden sie nach der Ausbildung übernommen, bleiben sie dem Unternehmen eher treu.