Königsdisziplin Behinderung

Experten auf der Personal Austria sind sich einig: „die Beschäftigung von Menschen mit körperlichen oder Sinnenseinschränkungen ist die "HR-Königsdisziplin".

Wien, am 19. Oktober 2011. Auch im Personalmanagement hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass Vielfalt oftmals der Motor für Kreativität und Innovation ist, der letztlich auch betriebswirtschaftlichen Erfolg bringt. Während man noch vor wenigen Jahren unter einer Diversity-Strategie die gleiche Wertschätzung von MitarbeiterInnen unterschiedlichen Geschlechts, Hautfarbe oder Herkunft verstand, hat sich er Begriff heute auch auf alle Randgruppen der Gesellschaft ausgedehnt. "Wir schaffen Awareness für das Thema", erklärte die Diversity & Inclusion-Verantwortliche bei Microsoft Österreich, Sandra Micko, bei der Podiumsdiskussion der Online-Jobinitiative Career Moves zum Thema "Gelebte Integration". Dazu gebe es im Unternehmen pro Quartal eine Diskussionsrunde und eine breite Auseinandersetzung unter allen KollegInnen und dem Management. "Wir sind überzeugt", so Micko, „dass unterschiedliche Erfahrungen, Sichtweisen und Fähigkeiten der MitarbeiterInnen Kreativität fördert, die wiederum Innovation ermöglicht, die wir brauchen, um am Markt erfolgreich zu sein."
Bodenständiger formulierte es Personalleiterin Edith Steirer von WISAG, einem Facilitymanagement-Dienstleister. "Bunt", so Steirer, "müssten nicht nur die angebotenen Services für die KundInnen sein, "auch die Vielfalt der Mannschaft sei Garant dafür, diese umfassenden Dienstleistungen zu ermöglichen. Dass zur Belegschaft auch 17 Menschen mit Behinderung zählen, die sowohl in der Betriebstechnik als auch bei Sicherheitsdiensten eingesetzt werden, ist ein sichtbarer Ausdruck der gelebten Vielfalt. "Durch das Angebot,
sich am Arbeitsmarkt zu beweisen, zeigt man Menschen mit Einschränkungen eine selbstverständliche Wertschätzung."
Diversity macht fit für die Zukunft
Der Anteil von Menschen mit Behinderung an der Gesamtbevölkerung steigt. Das zeigen internationale Untersuchungen. Zuletzt stellte der World Report on Disability fest, das 15 Prozent der Bevölkerung - weltweit sind das rund eine Milliarde Menschen - eine Behinderung aufweisen. Tendenz steigend. Dass die Wirtschaft diese Entwicklung viel zu wenig zur Kenntnis nimmt, stört Grebor Demblin, Kommunikationsmanager von Career Moves, einer Online-Plattform, die sich auf die Vermittlung von Menschen mit Einschränkung spezialisiert hat. Die Zeit der klassischen "Behindertenjobs", meist am Schreibtisch oder in der Portierloge, sei nämlich längst vorbei angesicht von Fachkräftemangel, erfolgreichen Ausbildungsinitiativen und der hektischen Suche von PersonalmanagerInnen, MitarbeiterInnen mit Fähigkeiten, Leistungswillen und "schlummernden Potenzialen" zu finden.
"Alle großen Konzerne sind mittlerweile auf Diversity-Management aufgesprungen. Gender-, Migrations- oder Altershintergrund sind heute kein Thema mehr. Aber Behinderung ist anscheinend die Königsdisziplin." Der inklusive Arbeitsmarkt der Zukunft werde die Bedenken, die oftmals heute noch herrschen beim Thema Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung, nicht mehr kennen, so Demblin. "Wer sich heute auf die Zukunft einstellt, ist der Gewinner von morgen."
Dass die "gelebte Integration" bereits Früchte trägt, konnte auch Wolfgang Kowatsch, Geschäftsführer der Online-Jobbörse Careesma, deutlich machen. Careesma hat vor knapp zwei Jahren sein Angebot um die Spezialschiene Career Moves erweitert. "Der bisherige Erfolg dieser Plattform zeigt, dass jene Unternehmen, die ihre Jobangebote mit unterschiedlichen Icons markieren, Diversity tatsächlich ernst nehmen und leben." Auf dem Internetangebot gibt es zahlreiche Informationsangebote zum Thema MitarbeiterInnen mit Behinderung, via Mail können konkrete Fragen gestellt werden, die in kurzer Frist von einem der kompetenten Partnerorganisationen beantwortet werden. "Career Moves hilft nicht nur mit seinen speziellen Kenntnissen und Tools bei der Jobsuche und der Adaption von Jobangeboten, sondern ermöglicht auch mit Hilfe der Vernetzung mit Behörden, Organisationen, Vereinen und Experten einen Erfahrungsaustausch zu Fördermöglichkeiten", so Kowatsch.
Barrierefreiheit und Gleichberechtigung - nach dieser Startphase ist bei Career Moves derzeit ein Handout für Unternehmen zum Thema Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten in Planung. Dem Bundessozialamt kann das nur recht sein. Schließlich scheitert eine Arbeitsvermittlung für Menschen mit Behinderung auch oft daran, dass Arbeitssuchende nicht die passenden Unternehmen finden und Personalverantwortliche nichts über die Beeinträchtigung der Bewerber wissen. Dieter Chmiel, der Abteilungsleiter im Bundessozialamt Wien, zuständig für berufliche Rehabilitation: "Bei der Career Moves-Jobsuche haben die User und Userinnen die Gewissheit, dass ihre persönlichen Einschränkungen kein Vermittlungshindernis sind."


<<< zurück