Traumjob auf Umwegen

Stress sorgt schon bei jungen Leuten dafür, dass der Körper schlappmacht. Sergej Kistner hat durch eine Umschulung eine zweite Chance bekommen. Jetzt hilft er anderen damit.
Heidelberg, 7. März 2012


 Gesundheit ist Sergej Kistner sehr wichtig. Entspannt und trotzdem aufrecht sitzt er da, erzählt von seinem Weg zum Fitnesstrainer. Wer ihn sieht, würde kaum vermuten, dass Kistners eigene Fitness einmal sehr auf der Kippe stand. Durch hohe berufliche Belastung streikten Körper und Psyche. Dank einer Umschulung kann der 29-jährige heute als Trainer anderen helfen, gesund zu werden.
Kistner ist einer von vielen: Nach den aktuellen Gesundheitsreports deutscher Krankenkassen leiden immer mehr junge Berufstätige unter psychischen Erkrankungen. Gerade von Berufseinsteigern wird der Stress auf der Arbeit häufig unterschätzt. 
Kistner will Altenpfleger werden. Doch schon während der dreijährigen Ausbildung
macht der Körper die tägliche Belastung nicht mit. „Zuerst war es der Rücken, dann hatte ich Schlafstörungen und psychische Probleme. Trotzdem habe ich mich erst mal durchgebissen“, sagt Kistner. Erst als es gar nicht mehr geht, kündigt er und beantragt bei der Bundesagentur für Arbeit eine Umschulung.
Über seine Rehaberatung stößt der sportbegeisterte Kistner auf die Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann der SRH Berufliche Rehabilitation in Heidelberg. Das Unternehmen unterstützt Menschen nach Unfall oder Krankheit durch eine individuelle Beratung auf dem Weg zurück in den Job. Kistner kann die Ausbildung mit seiner Begeisterung für die chinesische Kampfkunst „Wing Tzun“ kombinieren. 
Davon profitiert er nicht allein: Als andere Reha-Teilnehmer erfahren, dass Kistner Selbstverteidigung kann, bitten sie ihn, Kurse anzubieten. „Der Kampfsport hilft zum Beispiel Schlaganfallpatienten dabei, neue Bewegungsabläufe zu trainieren und wieder zu Kräften zu kommen“, sagt Kistner. Nach seinem Abschluss will er dieses Angebot erweitern und in Heidelberg eine eigene Fachschule für Selbstverteidigung eröffnen. 
Zum ersten Mal seit Jahren macht Kistner seine Arbeit wirklich Spaß. Dass er dieses Ziel über den Umweg der Reha erreicht hat, sieht er als Vorteil: „In der Altenpflege habe ich viel über anatomische Grundlagen und Menschlichkeit gelernt. Das gebe ich heute meinen Kursteilnehmern weiter.“


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