Masterplan macht Studienabbrecher zu Meistern

Mit einem bundesweit einmaligen Modellprojekt für Studienabbrecher und besonders talentierte Auszubildende begegnet die Kreishandwerkerschaft Vechta dem Fach- und Führungskräftemangel.

Der Masterplan Handwerk ermöglicht den Teilnehmern eine deutlich verkürzte Ausbildung in einem Handwerksberuf und bietet besonders den Studienabbrechern eine neue Perspektive. Ziel ist es, die jungen Leute zu Führungskräften innerhalb ihrer Betriebe auszubilden, erläuterte Dieter Mertens, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Vechta am Dienstag (11. Dezember) anlässlich eines Pressegesprächs.

Im Idealfall dauert eine Ausbildung mit dem Masterplan statt drei nur noch anderthalb Jahre. Direkt im Anschluss können die Absolventen den Meisterkurs absolvieren. Die überbetrieblichen Module III und IV sind ebenfalls Teil des Plans und werden von der Kreishandwerkerschaft gefördert. Nach idealerweise insgesamt zweieinhalb Jahren können die Teilnehmer den Meisterbrief in der Tasche haben und eine Führungsposition einnehmen. Auf diese Weise könnten ältere Inhaber von Handwerksbetrieben auch ihre eigenen Betriebsnachfolger ausbilden.

Technische Studiengänge sind besonders geeignet

„Dem Handwerk fehlen nicht nur gute Azubis sondern auch Führungskräfte“, betonte Mertens. Vor diesem Hintergrund hat er den Masterplan entwickelt. Er richtet sich in erster Linie an Studienabbrecher
in technischen Fächern wie Maschinenbau, Elektrotechnik, Mechatronik, Bauwesen und Informatik. Je nachdem, wie weit das Studium fortgeschritten sei, brächten diese Bewerber viel technisches Verständnis und Wissen mit in die Ausbildung. Aber auch talentierte Auszubildende können auf Vorschlag ihres Betriebes mitmachen.
Damit die Auszubildenden die deutlich verkürzte Ausbildungszeit bewältigen können, bietet die Kreishandwerkerschaft umfangreichen Nachhilfeunterricht und Unterstützung in der Prüfungsvorbereitung an, informierte Kreishandwerksmeister Ludger Wessel.

Studienabbrecher freut sich über neue Chance

Einer der ersten ehemaligen Studenten, die am Masterplan teilnehmen, ist André Ording. Der 26-Jährige hat zu Beginn des Jahres 2012 sein Bauingenieur-Studium in Berlin abgebrochen. „Das war mir zur theoretisch“, begründete er die Entscheidung. Es folgte eine Ausbildung zum Rettungsassistenten. In dem Job würde er demnächst auch arbeiten, wenn er nicht vom Masterplan Handwerk gehört hätte, erzählte er. Und so startet er im Februar seine deutlich verkürzte Ausbildung zum Elektroniker. Etwas mit erneuerbaren Energien wollte er machen. Da kam der von der Kreishandwerkerschaft vermittelte Kontakt zur Dinklager Firma Burhorst gerade recht. Das Unternehmen hat sich auf die Elektronik in Stallanlagen spezialisiert und installiert häufig Photovoltaik-Anlagen.

Geschäftsführer Rainer Burhorst ist begeistert vom Masterplan. Sein Unternehmen leidet besonders unter dem Fachkräftemangel. Fähige Mitarbeiter zu bekommen, sei auf dem Land sehr schwer. Gleichzeitig gebe es immer mehr zu tun. So stimmte er sofort zu, als er vom Masterplan hörte. „Mit guten Leuten kommen auch die Aufträge“, weiß der Ausbilder. Wenn alles gut läuft, soll André Ording schon bald nach seiner Ausbildung mit der Meisterschule beginnen und in eine Führungsposition innerhalb des Betriebs hineinwachsen.

EU fördert Masterplan

Zunächst können insgesamt 40 junge Leute in Betrieben in den Landkreisen Vechta und Cloppenburg an dem Projekt teilnehmen. Das gesamte Projekt läuft über drei Jahre und ist veranschlagt auf 270.000 Euro. Es wird mit rund 160.000 Euro von der EU und dem Land Niedersachsen gefördert. Weitere Unterstützer sind der Landkreis Vechta und die Handwerkskammer Oldenburg.

Alles zur Bewerbung für den Masterplan im Web unter www.masterplan-handwerk.de.


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