Experten-Meinung zum Thema „Fachkräfte-Mangel“: Texter in Agenturen – ein gefragter Beruf

Experten-Meinung zum Thema „Fachkräfte-Mangel“ in Werbeagenturen
von Hans-Jürgen Krieg

Texter – sind das die schrägen Typen mit den Designerklamotten und den gegelten Haaren? Die immer so laut sind und unglaublich wichtig tun? „In Hamburg mag das vielleicht so sein oder in Düsseldorf, aber sicher nicht hier, in der Metropolregion Nürnberg“, lacht Hans-Jürgen Krieg, Unternehmenssprecher bei hl-studios in Erlangen-Tennenlohe. Und nachdenklich fügt er an: „Denn hier gibt es gar keine Texter. Oder hier wollen keine hin.“ Das zumindest ist der Eindruck, den Agenturen bekommen, wenn sie nach Textern suchen – also nach Textern, nicht nach Personen, die es einmal werden wollen. Die Agenturen im Großraum können davon ein Lied singen. Wenn man hier eine Anzeige schaltet mit „Texter gesucht“, melden sich Köche, Taxifahrer, Rentner, Busfahrer, auch Gärtner, Frisöre – also Menschen, die alle irgendwann einmal eines gelernt haben: Schreiben. Doch „Schreiben kann jeder. Texten ist Profisache“, titelte einmal der focus. Und das ist genau der Unterschied.

Wie wird man zum Texter?
Texter werden kann im Grunde jeder, es ist kein klassischer Ausbildungsberuf. Natürlich gibt es diverse Texterschulen, meist von erfahrenen Textern geleitet und Sprungbrett in die Agenturen. Die aber sind meistens privat und kosten Geld. Aber ob Schule oder nicht: Zum erfahrenen Könner wird man nicht anders als in anderen Berufen – man braucht den Willen, Fleiß und Erfahrung. Und natürlich Lust und Talent. Dazu ein Gespür für Menschen, für Zielgruppen und Sprache, man sollte kreativ denken können, eine schnelle Auffassungsgabe haben, wendig sein im Kopf – und über einen großen Wortschatz verfügen. Mit 2.000 Wörtern Umgangssprache kommt man nicht weit, es sollten schon 10.000 sein oder mehr. Aber für jemanden, der liest, ist das kein Problem. Das alles also sollte
man mitbringen – und dazu Sensibilität, Leidensfähigkeit, Neugier – und am besten Humor, gepaart mit einer hohen Frustrationstoleranz. „Mehr nicht“, lacht Krieg. Und der Lohn? Wenn man das alles hat, ist man gefragt.

„Gewinnen“ ist das A&O
„Eigentlich ist alles wie im richtigen Leben“, erläutert Unternehmenssprecher Krieg: „Werbung muss die Menschen gewinnen. Für sich bzw. das Produkt.“ Die Logik dahinter ist im Grunde einfach: Was man ins Herz geschlossen hat, für das ergreift man Partei, das verteidigt man im Notfall auch. Dann hat man Argumente, sie kommen einem quasi von selbst. Zwischen Mögen und Kaufen ist dann emotional kein Hemmnis mehr. Mag man hingegen etwas nicht, dann wird es schwer. „Ein Produkt muss ich mögen, sonst kaufe ich es nicht“, fügt Dr. Marius Kliesch an, Kommunikationsfachmann bei hl-studios, langjähriger Texter und Dozent für Konzeption und Text. „Also muss Text den anderen gewinnen. Für seine Sache und sich.“ Das nur mit Worten zu schaffen, sei die Kunst. „Dass das nicht leicht ist, sagt eine einfache Zahl“, so Kliesch: „Der reine Text, also die verbale Kommunikation, macht nicht viel mehr als 10% unseres gesamten Kommunikationsspektrums aus. Lautstärke, Melodie, Paraphrasierung, Intonierung, Beschleunigung, Verlangsamung, Pausen, Gestik, Mimik, Augenkontakt, Farben, Umgebung, Gerüche, Tageszeit und und und – beim geschriebenen Wort geht das alles verloren – oder muss anders erzeugt werden.“

Das Besondere an BtoB-Kommunikation
Alles, was für „normale“ Werbung gilt – man spricht hier auch von BtoC-Kommunikation –, gilt auch für Technik- und BtoB-Kommunikation: Gewinnen muss man die Menschen immer. Aber eines kommt hier noch hinzu: Man muss argumentieren können, weil’s um die Sache geht. Beweise führen, Gesagtes untermauern, Fragen antizipieren und beantworten etc., und das immer sympathisch und überzeugend, nie arrogant, zu laut oder zu selbstsicher, denn das stößt sofort wieder ab. Hier immer den richtigen Ton zu treffen, das ist eine echte Zusatzqualifikation. Sie erfordert viel Sachverstand und Sensibilität. Deshalb haben es auf Technik- und BtoB-Kommunikation spezialisierte Agenturen wie http://www.hl-studios.de in Erlangen-Tennenlohe besonders schwer, Texter zu finden. „Und wir suchen ständig nach Textern, seit Jahren“, sagt Hans-Jürgen Krieg, „die meisten Agenturen suchen. Doch der Markt hier ist leer – oder es gibt sie einfach nicht.“ Deshalb bilden die Agenturen auch aus, alle namhaften im Großraum. Der Einstieg ist meistens der Copy-Test, ein paar Aufgaben, die man bewältigen muss und die erfahrene Texter bewerten. Dann geht es ins Praktikum, also einen Langzeittest. Hier geht’s dann schon mal ins kalte Wasser. Dann, wenn man sich hier behauptet, wird man zum Junior – und eine lange Laufbahn steht einem bevor.

Neue Wege bei der Suche
hl-studios gehen bei der Suche nach Textern längst neue Wege, wie aktuell in Berlin, wo man gerade dabei ist, ein Büro zu eröffnen. „Über den klassischen Weg der Anzeige finden Sie heute niemanden mehr“, so der Unternehmenssprecher Krieg. Die Agentur geht zur Suche inzwischen gezielt in verschiedene Netzwerke, zu Jobbörsen, in Communities und Foren, dorthin, wo sich Spezialisten treffen, um dort schnell detaillierte Informationen zu platzieren, Kontakte zu knüpfen und um von Interessenten auf kurzem Weg sofort gefunden zu werden. Sprecher Krieg: „Für uns ist die Suche immer wieder spannend, aber wir haben ständig neue und interessante Gespräche mit Kommunikations- und IT-Spezialisten“.


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