Erfolgsbilanz für „Hoffnung Handwerk“

Pilotprojekt von Handwerkskammer und WHDI-Bildungs-GmbH bringt Flüchtlinge gut vorbereitet in Ausbildung

Sie haben es geschafft: 14 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Soma¬lia und Ghana sind seit August und September 2016 Auszubildende im Ham¬burger Handwerk. Ein weiterer Syrer verlängert wegen eines Betriebswechsels seine Einstiegsqualifizierung. Die Männer im Alter von 19 bis 32 Jahren wollen keinen Job für das schnelle Geld, der ohne nachhaltige Perspektive bliebe. Sie wollen eine fundierte berufliche Qualifikation für langfristig gute Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Eine Qualifikation, wie sie Ausbildungsbetriebe des Hamburger Bau- und Ausbauhandwerks vermitteln. Dass die jungen Män¬ner an der Werkbank und auf der Baustelle arbeiten, verdanken sie „Hoffnung Handwerk“.

„Hoffnung Handwerk“ ist ein Pilotprojekt, das die Handwerkskammer Hamburg und die WHDI-Bildungs-GmbH am 1. September 2015 gemeinsam mit den betreffenden Innungen und Betrieben starteten. WHDI bedeutet „Wenn Hand¬werk, dann Innung“. Die Jahresbilanz der Partner fällt – bei großen Anstrengun¬gen auf allen Seiten – sehr positiv aus. Das Pilotprojekt ist durch seinen ganz¬heitlichen Ansatz ein Erfolg, der bundesweit Beachtung findet. Es wird gefördert durch die Sequa gGmbH und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam¬menarbeit und Entwicklung (BMZ).

Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer Hamburg: „Das Hamburger Handwerk hat im vergangenen Jahr nicht lange gezögert, sondern angepackt. Die Ergebnisse von ‚Hoffnung Handwerk‘ können sich sehen lassen! Natürlich geht es uns darum, Fachkräfte von morgen und übermorgen zu gewinnen. Aber es geht uns auch um gesellschaftliche Verantwortung. Das hat im Handwerk gute Tradition. Wir haben gemeinsam die Chance zur Gestaltung,
wenn wir be¬reit sind, neue Wege zu gehen – wie bei ‚Hoffnung Handwerk‘.“

Bernd Seeger, Geschäftsführer der WHDI-Bildungs-GmbH: „Gemeinsam haben wir das Projekt Hoffnung Handwerk im September 2015 in Kooperation mit 5 Hamburger Innungen als Zusammenschluss zur WHDI-Bildungs-GmbH und der Handwerkskammer begonnen, um Erfahrungen zu sammeln. Man kann viel über Flüchtlinge reden, aber im Handwerk sind wir mehr für das Machen. Wir wissen jetzt, wie wir es schaffen können, Flüchtlingen eine Zukunft im Handwerk zu ermöglichen und wie wir damit auch unseren Betrieben helfen können. Das Projekt „Hoffnung Handwerk“ ist auf allen Ebenen ein großer Erfolg.

Im September 2015 begannen 15 Flüchtlinge, vom damaligen Analphabeten bis hin zum Akademiker. Später kamen noch sieben weitere hinzu. Sie absolvierten ein umfassendes Programm mit Werkstattwochen, Sprachunterricht und Betriebspraktika in den Bau- und Ausbaugewerken. Sie lernten 20 Bau- und Ausbauberufe in den Innungswerkstätten der Bereiche Bau, Elektro, Metall, Sanitär und Holz kennen. Ganz wichtig dabei war und ist die begleitende sozialpädagogische Betreuung.

Die Teilnehmer fanden auf diesem Weg „ihren“ Beruf und absolvierten zur Ausbildungsvorbereitung im Rahmen des Projektes „Hoffnung Handwerk“ und der Maßnahme „Berufsstart Bau“ des Ausbildungszentrums Bau eine Einstiegs¬qualifizierung. Von den 22 jungen Männern schafften 14 den Sprung in die Handwerkslehre. Andere sind nicht dabei, weil sie entweder sofort einen Job annehmen wollten oder in ihre Heimatländer zurückkehrten.

Die meisten der neuen Azubis hatten schon in ihren Heimatländern als Helfer gearbeitet. Die ersten Arbeitserfahrungen in Hamburg gaben ihnen einen völlig neuen Blick auf den deutschen Arbeitsmarkt und insgesamt auf die wirtschaft¬lichen und sozialen Zusammenhänge in unserem Land. Sie haben gelernt, welche Leistung und Zuverlässigkeit ein Handwerksbetrieb erwartet. Inzwischen sind sie im Arbeitsalltag angekommen. Dabei haben sie auch die kollegiale Zusammengehörigkeit und die damit verbundene Verantwortung zu schätzen gelernt. Stolz tragen sie ihre Arbeitskleidung, denn sie weist sie als arbeitendes Mitglied der Gesellschaft aus.

Große Herausforderungen im Projektverlauf waren der Spracherwerb, ein sehr unterschiedliches Bildungsniveau und die Wohnsituation. Für die Azubis ist es wichtig, dass sie abends ihre Wäsche waschen und nachts ungestört schlafen können. Das konnte durch „Hoffnung Handwerk“ schließlich organisiert werden. Nach wie vor belastend für Betriebe und Auszubildende sind die zahlreichen Behördengänge im Zuge der Asylverfahren. Das Projektteam unterstützt in enger Kooperation mit den Partnern Agentur für Arbeit, Jobcenter team.arbeit.hamburg und der Hamburger Verwaltung hier wie auch in Fragen der kulturellen Anpas¬sung beide Seiten.

Fazit nach einem Jahr: Das Gesamtkonzept des Projektes „Hoffnung Handwerk“ bringt Flüchtlinge solide und nachhaltig in den deutschen Arbeitsmarkt. Die Pro¬jekterfahrung zeigt, dass es neuer Wege bedarf, wenn das möglichst effizient erfolgen soll – mit weniger Bürokratie und mehr persönlicher Unterstützung und Begleitung von Teilnehmern.

Weitere Informationen
Zur Ausbildung von Flüchtlingen im Handwerk auf www.hwk-hamburg.de bei „Ausbildung“ und „Betriebe“


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