Azubis sind Digitalisierungstreiber – wenn man sie lässt!
Eine Studie des RKW Kompetenzzentrums zeigt, dass kleine und mittlere Unternehmen an digitaler Reife gewinnen und vom Kompetenzzuwachs ihrer Auszubildenden profitieren, wenn Azubis eigenständig Digitalisierungsprojekte im Betrieb umsetzen.Das RKW-Projekt „Digiscouts – Auszubildende als Digitalisierungsscouts“ ermöglicht kleinen Teams von Azubis, in ihrem Betrieb ein Digitalisierungsprojekt zu entwickeln und eigenverantwortlich innerhalb von sechs Monaten umzusetzen. In einer Studie hat das RKW Kompetenzzentrum jetzt untersucht, wie diese Projekte auf den Kompetenzgewinn der Auszubildenden und auf den digitalen Fortschritt der beteiligten Unternehmen wirken.
Starke Kompetenzgewinne bei den Auszubildenden
Die Auszubildenden haben – unabhängig von ihrem Ausbildungsberuf und Lehrjahr – über enorme Zuwächse bei den personalen und sozialen Kompetenzen wie Selbstorganisation, Problemlösefähigkeiten, Verantwortungsbewusstsein und Kommunikationsfähigkeit berichtet. Die Hälfte der Befragten sah zudem einen Zuwachs bei Kompetenzen mit direktem IT-Bezug, wie dem Umgang mit Anwendungsprogrammen oder Datensicherheit. Beides sind basale Kompetenzen für die alltägliche Nutzung von digitaler Technik. Außerdem wuchs das Verständnis der Azubis für die betrieblichen Zusammenhänge und Wertschöpfungsketten.
Erworben haben sie diese Kompetenzen in erste Linie mit der Arbeit an ihrem Projekt, denn schon für das Identifizieren von Digitalisierungspotenzial mussten sie sich mit der Wertschöpfungskette des gesamten Unternehmens auseinandersetzen und entsprechende Informationen einholen. Zwei Drittel der Befragten
Durchschnittlich acht Prozent Zuwachs an digitaler Reife
Neben dem Kompetenzgewinn der Auszubildenden zielt das Projekt Digiscouts darauf ab, die digitale Reife in den mittelständischen Unternehmen zu befördern. Gefragt wurden die Unternehmen nach ihrer Einschätzung der
• digitalen Durchdringung der unternehmensinternen Prozesse,
• der Nutzung digitaler Geräte und Services sowie
• dem Einfluss der Digitalisierung auf den Geschäftserfolg
jeweils zu Beginn und zum Ende der sechsmonatigen Projektlaufzeit. Im Schnitt gewannen sie acht Prozent hinzu, unabhängig von Branche und Größe. Die Erfolge bei den kleinen Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitenden fielen dabei etwas größer aus als bei den mittleren und großen Firmen, wohl aufgrund des größeren „relativen Gewichts“ der Projekte in den kleinen Unternehmen. Besonders bei der strategischen Dimension des Einflusses der Digitalisierung auf den Geschäftserfolg konnten die Kleinen überdurchschnittlich zulegen. Deutlich größer als der Durchschnitt waren die Zugewinne in allen drei Bereichen bei jenen Projekten, die in die wertschöpfenden Prozesse des Unternehmens eingriffen. Das trifft auf die Hälfte der untersuchten Projekte zu.
Alles in allem zeigt die Untersuchung, dass das Digiscouts-Projekt seine Ziele erreicht: Die kleinen und mittleren Unternehmen gewinnen an digitaler Reife und profitieren vom Kompetenzzuwachs ihrer Auszubildenden. Letztere können dank der Erfahrungen aus dem Projekt häufig in eine Expertenrolle wachsen, und die Unternehmen wiederum steigern so ihre Attraktivität als Ausbildungsbetrieb.
Mehr als 150 mittelständische Unternehmen mit mehr als 500 Auszubildenden haben bereits vom Projekt „Digiscouts“ profitiert. In die Studie eingeflossen sind die ersten 78 Projekte aus Unternehmen mit bis zu 499 Beschäftigten. Die Unternehmen gehören zur Hälfte zu Dienstleistungsbranchen wie Handel, Gastgewerbe, Sozialwesen und Architektur- oder Immobilienbranche. Die andere Hälfte sind produzierende Unternehmen aus den Bereichen Metall, Elektro, Lebensmittel, Chemie und Medien oder aus dem Baugewerbe.
Im Oktober und November 2020 sind nach einer Corona-bedingten Pause die nächsten neun Regionen bundesweit digital gestartet. Für 2021 sind 20 weitere Regionen geplant. Regionen und Termine unter www.digiscouts.de